Gerhard Altenbourg: Erste Begegnung im Juni 1979, nachdem H. M. meinte, G. A. wünsche keine Damenbesuche, mich aber dennoch zu ihm nach Altenburg mitnahm. Ein gleißender Sommertag, nachmittägliche Fahrt mit meinem ersten Wartburg-Tourist, schilfgrün. H. M. und ich wurden erwartet. Die Begrüßung erwies sich als sofortiges Einverständnis mit meiner Person.
Gleich beim Betreten des Grundstücks im Braugartenweg fiel mein Blick auf die Vorgartengestaltung mit vielen unterschiedlichen Gras- und Moosarten, die jeweils ein etwa 40 mal 40 cm großes Kissen bildeten. Meine Bewunderung, sogar Begeisterung – es sah sehr schön aus, und ich hatte Ähnliches zuvor nie gesehen – führte zu einer ausgiebigen Besichtigung des gesamten, mit viel gärtnerischer Kenntnis, mit Künstlerschaft und Liebe zur Natur angelegten Areals.
H. M. war höchst erstaunt über dieses Entree zum Beginn einer langen gemeinsamen Arbeit am „Ersten Druck der Dürer-Presse“.

Das Zusammenstellen der einzelnen Exemplare des Malerbuches „Wund-Denkmale“ wurde von G.A., seiner Altenburger Nachbarin, der Literaturwissenschaftlerin Christa Grimm, und mir vorgenommen. Ein wunderbares Arbeiten, überstrahlt von seinen Erläuterungen zu einzelnen Holzschnitten und Texten, oft mit einem schalkhaften Lächeln. Und großer Freude am Ergebnis der mehr als sechsjährigen mühevollen Arbeit.

Friederike Pondelik, von 1973 bis 1992 künstlerische Leiterin im Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, in: Bestandsaufnahme. Zwanzig Jahre für Reclam Leipzig und ein bißchen mehr, Naunhof-Press 1999

H. M. ist Hans Marquardt, er leitete den Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig von 1961 bis 1987.

Gerhard Altenbourgs Künstlerbuch „Wund-Denkmale. Schwebende Labung und Schauer“, gedruckt an der HGB Leipzig, erschien in zwei Fassungen in Auflagen von je 50 Exemplaren als gemeinsame Edition des Verlages der Galerie Brusberg und des Reclam-Verlages 1984 in Hannover und 1986 in Leipzig.